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nachDRUCK # 4

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Ausstellung

„Eintauchen in

eine

magische

Welt“



Bewertung:    



Manuela Beer, die Kuratorin vom Kölner MUSEUM SCHNÜTGEN, hat mit ihrem Team die weltweit erste Ausstellung rund um den Bergkristall auf die Beine gestellt und 130 ausgesuchte Exponate zusammengetragen. Unter dem Titel Magie Bergkristall versucht sie, dem Phänomen dieser „Wunderwerke der Natur“ auf die Spur zu kommen. Viele der daraus entstandenen Artefakte kommen aus den Schatzkammern verschiedener Kirchen, einige Museen haben Gemälde beigesteuert, es sind auch viele Objekte der schier unerschöpflichen Sammlung Ludwig zu sehen und etliche internationale Leihgaben. Es hat 2021 schon eine internationale Fachtagung in den Räumlichkeiten des Museums gegeben, deren Teilnehmer auch gleichzeitig Autoren und Autorinnen des umfassenden und reich bebilderten Katalogs sind.

Es wird der Zeitraum von der Antike bis zum ausgehenden Mittelalter abgedeckt mit vielen religiösen Artefakten, aber auch Gebrauchsgegenständen, wie Schalen, Besteck und verschiedene Gefäße. Kristall ist zwar härter als Glas, aber es kann nicht mit groben Werkzeugen bearbeitet werden, weil es dann splittern würde. Kleine Hammer und eine erstaunliche Schleifkunst ließen wahre Meisterwerke entstehen.

Bergkristalle kommen verhältnismäßig häufig vor und beeindrucken durch ihre Struktur, Klarheit und Schönheit schon in unbearbeitetem Zustand. Obwohl es in Köln keine Vorkommen gibt, existierte aber schon vor dem Baubeginn des Kölner Doms (1248) eine Kristallschleiferei, wie man aus archäologischen Funden einer solchen Werkstatt auf dem Areal der heutigen Kölner Philharmonie nachweisen konnte.



Die archäologischen Funde einer mittelalterlichen Bergkristallwerkstatt in Köln sind eine Leihgabe des Römisch-Germanischen Museums, Köln | Foto: Helga Fitzner


Das Faszinosum Bergkristall ist aus der ihm zugeschriebenen sakralen Kraft und Transparenz entstanden. Plinius d.Ä. erklärte in seiner umfangreichen Naturgeschichte, dass es sich um eine harte Form gefrorenen Wassers handele. Der Text liegt in einer mittelalterlichen Fassung seiner 77 n.Chr. entstandenen Bücher vor sowie andere Schriften verschiedener Autoren zum Thema. Aus wissenschaftlicher Sicht des Geomuseums der Universität zu Köln bestehen, vereinfacht erklärt, die Kristalle aus Silizium und Sauerstoff, die sich bei geeigneten Druckverhältnissen und hohen Temperaturen über einen langen Zeitraum hinweg bilden.

Doch dem Bergkristall wird nach wie vor eine magische Kraft nachgesagt, dass er z.B. vor Krankheiten und anderen Übeln schützen könne. Künstler machten sich die Transparenz zunutze, so wurden z.B. Reliquien mit Kristallen umhüllt, so dass sie trotz der Ummantelung sichtbar waren. Für die Menschen im Mittelalter dürfte das schon an ein Wunder gegrenzt haben. Das sah tatsächlich aus wie gefrorenes Wasser, schmolz aber nicht. Die Quarze sind teilweise so geschliffen, dass sie als Lupen dienen können und so einen Vergrößerungseffekt erzielen, durch den die umschlossene Reliquie noch beeindruckender wirkt.



Rechts ein Reliquiar in Form eines Miniaturschreins aus St. Ursula, Köln, und links ein reich verziertes Reliquiar mit Löwenfüßen aus der hauseigenen Sammlung Schnütgen | Foto: Helga Fitzner


Die Knochen von Heiligen wurden in Schreinen aufbewahrt, die Häusern nachempfunden sind. Für den Albinusschrein und den Marinusschrein aus den Kirchenschätzen von St. Pantaleon, Köln, wurden für die Verzierung insbesondere des „Daches“ Bergkristalle verwendet. Zusammen mit Edelsteinen und Goldverzierungen erscheinen sie bei Kerzenschein oder Sonneneinstrahlung in einem Glanz, der durchaus den Eindruck des Überirdischen erwecken mag (s. auch das Armreliquiar auf dem Plakat).



Reliquienschreine und Kruzifixe gehören zu den beeindruckenden Exponaten aus Kristall, wie das Lilienkreuz vom Anfang des 14. Jahrhunderts aus der Sammlung des Museums Schnütgen | Foto: Helga Fitzner


Auch die Malkunst hat sich des schimmernden Quarzes angenommen, wie diverse Beispiele zeigen, darunter ein Bild des Meisters von St. Severin mit der Anbetung der Heiligen Drei Könige. Auf dem Gemälde ist ein durchsichtiges Gefäß aus Bergkristall zu erkennen, das in der Bibel keine Erwähnung findet. Um aber die transzendentale Bedeutung des Jesuskindes zu illustrieren, hat sich der Künstler diese Freiheit genommen.

An weltlichen Exponaten ist das Kurschwert Friedrich I. von Sachsen der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden beeindruckend, das wohl eher ein repräsentatives Geschenk als eine Waffe war, und einen Knauf auf Bergkristall hat. - Aus dem Louvre stammt ein durch seinen gelungenen Schliff berühmter Kristallschädel. - Und gleich im Eingangsbereich wird eine große Bergkristallstufe im Originalzustand gezeigt, so wie sie in Arkansas, USA, geborgen wurde und heute dem Ruhrmuseum Essen gehört. Mit einem Gewicht von 490 kg waren der Transport und die Installation ein Abenteuer für sich.

Die Ausstellung ist vielfältig, in 20 Segmente mit großer Bandbreite unterteilt. Die Kuratorin Beer hob hervor, dass die Artefakte auch Rückschlüsse auf die menschliche Entwicklung zulassen. Die immer elaborierteren Fertigkeiten im Laufe der Jahrhunderte sind erkennbar. In erster Linie aber erlaube die Ausstellung ein „Eintauchen in eine magische Welt“.


Helga Fitzner - 25. November 2022
ID 13929
https://www.museum-schnuetgen.de/Magie-Bergkristall


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